Bleckenstedt

Christus-Kirche Bleckenstedt

Schon außen vor der Kirche weiß die über historische Details sehr gut informierte Rosemarie Streich, ehemaliges Mitglied des Kirchenvorstandes, zu berichten. Sie erläutert die an den Außenwänden noch erkennbare dreigeteilte Entstehungsgeschichte der Kirche, wie sie heute zu sehen ist und zeigt uns zwei winzige Relieffiguren unter dem Dachgesims, die wahrscheinlich den Guten Hirten mit dem verlorenen Schaf und Hund darstellen sollen. Das genaue Erbauungsjahr des ersten Teiles der Kirche ist nicht mehr zu ermitteln, erwähnt wurde sie erstmals im Jahr 1235.
Der langestreckte Innenraum, den wir durch das Untergeschoss des 1867 nach dem Einsturz des alten Turmes neu errichteten quadratischen Turmes betreten, wird von einer in weiß, altrosa und hellblau bemalten Altarwand aus dem Jahr 1748 dominiert. Bänke, Gestühl im Chorraum, die Engelhardt-Orgel von 1868 und die säulengetragenen Emporen sind in den gleichen Farben gehalten. Bei der Sanierung in den Jahren 1987/88 hatte der Restaurator anhand von Bohrungen festgestellt, dass dies die ursprüngliche Farbgebung der Barockzeit gewesen sein muss. Die mittelblauen Vorhänge in den Durchgängen der Altarwand wurden einst, wie uns Christa Ehmen, Manfred Kick, Rosemarie Streich und Nicole Umlauf vom Kirchenvorstand erzählen, von der ehemaligen Küsterin aus ihrem Bestand gespendet, weil man sonst immer alles sah, was sich hinter der Altarwand verbarg.
Doch tatsächlich verbergen sich dort unter anderem auch zwei Hinweise auf die vorreformatorische Zeit: in der Ostwand des Chores sind noch zwei viereckige Nischen zu erkennen, die eine mit einem Schrankeinsatz – wohl ehemals ein Tabernakel - die andere mit einem Ausguss.
Ihren Namen erhielt die Christuskirche 2012 in einem Namensfindungsprozess, an dem der Kirchenvorstand und Gemeindeglieder beteiligt waren. Der auferstandene Christus auf der Altarwand zieht den Blick auf sich und so wurde der Name Christuskirche als sehr passend empfunden.
In der Bleckenstedter Kirche hört man Geschichten aus verschiedenen Epochen. Eine davon ist die der einst von Herzog Julius gestifteten, ursprünglich für Wolfenbüttel vorgesehenen Glocke. Eine weitere erzählt das Kriegerdenkmal für die Kämpfer des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71, das man wegen der wiedererkennbaren Namen der Dorffamilien mit Absicht in der Kirche belassen hat. Die Gegenwart hat ihre eigene Problematik: Seit 1987 findet in Bleckenstedt zweimal im Jahr ein ökumenischer Buß-, Dank- und Bittgottesdienst, Beginn am Konradstein und Ende vor oder in der Kirche, statt um den friedlichen Protest der AG Schacht Konrad gegen die Endlagerung von Atommüll im nahen Schacht Konrad „im Namen der Schöpfung, der Vernunft und Gottes“ geistlich zu begleiten.
In Bleckenstedt lebt man überhaupt in guter Nachbarschaft und Austausch mit den Vereinen. Eine feste Institution ist der 1969 von dem damaligen Pfarrer Rolke gegründete Verein Ehe und Familie, in dem Helga Piper und Erika Vendt aktiv sind. Hier wird handgearbeitet, werden Basare organisiert, sich aber auch durch Vorträge über allgemeine und kirchliche Themen informiert.

Susanne Diestelmann